«Yaks sehen und riechen die Welt anders.»

Rosula Blanc und ihre Yaks kennen das Val d'Hérens wie ihre Westentasche, wallis, schweiz

Historische Walliser Bauten, wilde Natur, urige Tiere: Im Val d’Hérens finden Sie alles. Welche Wanderungen sich besonders lohnen, verrät Rosula Blanc, die beim Trekking mit ihren Yaks praktisch jeden Winkel erkundet hat.

«Jetzt schaut gerade ein Yak bei mir vorbei und saugt meinen Geruch ein – ausgiebig, aber doch mit Abstand», sagt Rosula Blanc. Ihre Freude über den Besuch ist spürbar. Das Tier sei ein Männchen und ein Denker, erzählt sie und lacht.

Seit 2008 züchtet die gebürtige Baslerin in La Giette im Walliser Val d’Hérens – zu Deutsch Eringertal – Yaks, sprich asiatische Hochgebirgsrinder. «Es sind Halbwildtiere, sie sind wilder als Kühe. Ursprünglich stammen Yaks aus dem Himalaja.»

Darauf angesprochen, mit welchen Lauten diese faszinierenden Wesen kommunizieren, meint sie: «Das Wildyak heisst auf Lateinisch Bos mutus, was so viel bedeutet wie stummer Ochse.» Das Hausyak würde höchstens mal grunzen, weshalb es Bos grunniens – Grunzochse – genannt werde.

Rosula Blanc und ihre Yaks kennen das Val d'Hérens wie ihre Westentasche, wallis, schweiz

Tiere für Erwachsene

Wer also mit Rosula und ihren Tieren von La Giette auf 1750 m ü. M. aus zu einer Trekkingtour aufbricht, wandert meist in Stille. Jedenfalls was die Vierbeiner angeht. Von den Touristen dagegen ist zwischendurch ein «Wahnsinnig schön» oder ein lautes Schnaufen zu hören. «Für das Yak-Trekking müssen Gäste gut zu Fuss und das Wandern in der Höhe gewöhnt sein. Ich kann die Walliser Berge nicht plattwalzen», meint Rosula Blanc schmunzelnd. Yaks seien zudem nicht wie Lamas oder Esel, die man am Halfter führen könne. «Es sind Tiere für Erwachsene.» Will jemand Kinder mitnehmen, müssen diese über zehn Jahre alt sein und eine gewisse Reife mitbringen.

Auch Wetterfestigkeit ist eine Grundvoraussetzung. In den Bergen können Wandernde trotz minutiöser Planung von Regen, Schnee und eisigem Wind überrascht werden. Geschlafen wird zudem im Zelt. «Es kam schon vor, dass ich – zusammen mit meinem Begleithirten – im grössten Schneesturm draussen gekocht habe. Wir haben dann allen Trekking-Teilnehmenden die Schüsselchen mit dem Essen ins Zelt gebracht, damit sie möglichst geschützt blieben», erinnert sich Rosula.

Rosula Blanc und ihre Yaks kennen das Val d'Hérens wie ihre Westentasche, wallis, schweiz

Tourentipps von Rosula Blanc

Auf die Frage, welches denn ihre Lieblingsroute ist, meint sie: «Puh, da gibt es viele. Auf der Alpage du Tsaté habe ich zahlreiche schöne Sommer erlebt. Mit den Yaks wandern wir von dort über den Col du Tsaté zum Moiry-Stausee. Weiter geht es auf der zweitägigen Tour zum Lac des Autannes, dem Col de Torrent und dann zurück ins Val d’Hérens. Wunderbar.» Ebenfalls sehr schön sei es bei der Grande Dixence. «Da sind wir in der Höhe und es geht relativ flach den Hang entlang.» Für weniger Ortskundige: Die Grande Dixence ist mit 285 Metern die höchste Staumauer der Welt. Von Mitte Juni bis Ende September steht sie zur Besichtigung offen. Grande Dixence, Val d’Hérémence, Wallis, Schweiz Auch wer sich auf die fünftägige Tour du Val d’Hérens begibt, kommt bei dem imposanten, 15 Millionen Tonnen schweren Bauwerk vorbei. Die Route führt unter anderem entlang des gletschergrün schimmernden Lac de Dix zum Pass Col de Riedmatten, der das Val d’Hérémence und das Val d’Arolla miteinander verbindet. Der Ausflug mit Blick auf malerische schneebedeckte Gipfel und beeindruckende Gletscher endet für die Wandernden mit dem Abstieg zum Dorf Arolla.

Grande Dixence, Val d’Hérémence, Wallis, Schweiz

Rundumsicht vom Gipfel

Rosula Blanc empfiehlt zudem einen Abstecher zum Becs de Bossons. Der Gipfel liegt auf 3149 m ü. M., die Cabane, also Hütte, auf 2985 m ü. M. «Das ist ein Highlight. Von da aus hat man eine irre 360-Grad-Sicht.» Auch den Yaks gefalle es dort. «Sie haben gerne die Nase im Wind. Und als Hochgebirgstiere mögen sie das ganz kurze Gras und die Kräuter, die oberhalb der Baumgrenze wachsen. Für sie ist das so, wie wenn wir in einen Apfel beissen.»

Becs de Bosson, Hütte, Val d'Anniviers, Wallis, Schweiz

Die Cabane des Becs de Bessons ist auch Ziel der vierten Etappe der Tour du Val d’Hérens. Diese startet in Evolène mit seinen wunderschönen, gut erhaltenen Holzhäusern und Stadeln, die die Bewohnenden im Sommer liebevoll mit Blumen dekorieren. Wer noch mehr historische Walliser Dörfer in Augenschein nehmen möchte, sollte auch den Chemin des villages d’Evolène einplanen. Er führt nicht nur durch Evolène und Les Haudères – die beiden grössten Dörfer des oberen Val d’Hérens –, sondern auch durch La Forclaz, La Sage und Villaz, die terrassenähnlich etwa 300 Meter höher liegen. «Die alten Walliserhäuser sind wunderschön, es lohnt sich sehr, sie zu sehen», betont Rosula Blanc.

Évolène im Val d’Hérens ist ein wahres Postkartendorf, in dem das Wallis aus früheren Zeiten noch sehr präsent ist, Wallis, Schweiz

Yaks mögen es kühl

Für die Yaks sind naturgemäss nur die Touren oberhalb der Waldgrenze ideal. Und das lediglich im Frühling und im Herbst. «Im Sommer ist es ihnen viel zu heiss», sagt Rosula. Wer selber einmal mit diesen imposanten Tieren die Walliser Berge erkunden möchte, braucht Geduld. Für dieses Jahr sind bereits alle Trekkingtouren von Rosula Blanc ausgebucht.

Gehetzte Menschen sind bei dieser Art von Bergtour aber sowieso fehl am Platz: «Yaks funktionieren nicht wie Pferde. Sie sehen und riechen die Welt anders. Wenn die Karawane läuft, muss man sich anpassen.» Wer auf das Umgekehrte hofft, kann gleich versuchen, das Matterhorn auf die andere Seite zu biegen.

Val d’Hérens in fünf Etappen

Das Val d’Hérens ist vom Skitourismus nur minimal berührt, bietet also viel ursprüngliche Natur. Wer einen guten Überblick erhalten möchte, erkundet es am besten auf einer fünftägigen Tour.

Text: Ringier in Zusammenarbeit mit Valais/Wallis Promotion Fotorechte: Alban Mathieu, David Zuber, Pascal Gertschen und René Ruis

Publiziert: Juni 2022

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