Verbiers Adoptivsohn

Das Wallis ist Tom Lüthis zweite Heimat

Hoch hinaus! Tom Lüthi hat den Sprung in die Königsklasse des Motorsports geschafft: Ab 2018 fährt er in der MotoGP-Klasse. Auch in seiner Freizeit liebt er die Höhe – vor allem den 3330 Meter hohen Mont Fort oberhalb Verbier. Der Berner hat hier seine zweite Heimat und Freunde gefunden. Denn er verbringt viel seiner freien Zeit in der Ferienregion 4 Vallées.

Es ist immer ein bisschen wie Heimkommen. Wenn Tom Lüthi nach Verbier fährt, wohnt er bei seinen Freunden Véronique und Patrick Fellay. Die drei kennen sich seit Jahren. Fellays, die eine Immobilienagentur besitzen, wollten vor Jahren Sponsor von Tom Lüthi werden. «Das war dann aber doch etwas teuer», erinnert sich Patrick mit einem lauten Lachen. Tom Lüthi, heute 30-jährig, hat die Gabe, die Menschen in seinem Umfeld mit seiner Bescheidenheit, Ernsthaftigkeit und Höflichkeit einzunehmen. Starallüren sind im fremd. Noch immer wirkt er jungenhaft, obwohl er sich seit dem Gewinn des WM-Titels in der 125er-Klasse im Jahr 2005 durchbeissen sowie Verletzungen und Rückschläge verarbeiten musste. Doch jetzt hat er den Gipfel erreicht: Er steigt in die Königsklasse des Motorsports auf und startet ab 2018 in der MotoGP-Klasse. «Es war nicht immer einfach, aber wenn man etwas wirklich will, muss man dranbleiben und hart an sich arbeiten», sagt er.

«Wenn Tom ein Rennen hat, ist hier das ganze Dorf aus dem Häuschen», sagt Fellay. «Für uns ist Tom einer von uns – wir haben ihn hier oben ganz einfach adoptiert.» Der so Gelobte schmunzelt. «Ja, das stimmt. Ich habe hier viele Freunde, und es scheint wirklich, als ob das ganze Dorf mit mir mitleidet und mitfeiert.» So haben er und sein heutiges Team CarXpert Interwetten Moto2 auch die aktuelle Saison im Pistenrestaurant Le Dahu in La Chaux, Verbier eingeläutet. «Er ist einer von uns», sagt Claude-Alain Besse, Besitzer und Wirt des «Le Dahu». So weiss Besse auch, dass Tom am liebsten zuerst einen Salat und dann die Pizza des Hauses isst und dazu das in Flaschen abgefüllte Quellwasser trinkt. «Und auch ein Glas Wein, wenn er frei hat.»

Man merkt: Tom Lüthi ist in seiner Freizeit sehr oft in Verbier. Kein Wunder: «Bereits als ich Kind war, kamen meine Eltern mit uns hier in die Region 4 Vallées in die Ferien. Wir waren oft in Siviez, das war absolut ideal für uns Kinder. Das Skigebiet der 4 Vallées ist eines der schönsten, und es hat Pisten für wirklich alle Stärkeklassen.»

Tom Lüthi mit Skis oberhalb von Verbier, Wallis
Tom im Skigebiet der 4 Vallées, das auch viele Freeride-Möglichkeiten bietet.

So ruhig und bedächtig er im Gespräch auch wirkt, zieht er seine Ski an, liebt er wie auf den Rennpisten das Fahren am Limit: «Am liebsten starte ich am Mont Fort in die Freeridepiste Gentianes-Tortin.» Die Piste ist aus gutem Grund nicht präpariert. Kein Ratrac schafft dieses Gefälle. Auch der Mont Gelé, ebenfalls ein Mekka für sehr gute Freerider, ist ein Lieblingsspot. Der Mont Gelé ist der Gipfel in der Region, von dem aus man eine Aussicht auf die ganze Region der 4 Vallées hat und sieht, wie die Täler durch Lifte und Bergbahnen verbunden sind. Das Panorama vom Mont Fort aus ist ebenso eindrücklich: Wo sonst hat man schon Matterhorn und Montblanc im Blickfeld?

Damit sich auch weniger gute Skifahrer ein bisschen wie Tom Lüthi fühlen können, wurde der neue Lift La Chaux 2 nach ihm benannt. Somit steht er in gleicher Reihe wie James Blunt, der ebenfalls einem Lift seinen Namen gegeben hat. Auch der englische Musikstar ist oft in Verbier, besitzt hier gar ein Chalet und schätzt die Diskretion, die es ihm erlaubt, ungestört einen grossen Teil des Jahres zu verbringen.

Texte: Monique Ryser
Photos: Thomas Roulin

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