Goms – das endlose Gleiten

Das östliche Hochtal im Wallis bietet optimale Bedingungen für den Langlaufsport. Die Loipen führen durch ursprüngliche Dörfer, über sanfte Hügel und entlang der jungen Rhone.

Der Anblick ist überwältigend. Wenn man aus dem Furkatunnel in Oberwald ins gleissende Licht fährt, breitet sich das Hochtal vor einem aus, wild und schön zugleich gibt es den Blick frei bis zum erhabenen Weisshorn in der Ferne. Die ursprünglichen Holzgaden ducken sich unter der weissen Last, unten dampft die junge Rhone und bahnt sich ihren Weg zwischen den Schneemauern entlang des Ufers. Daneben fallen akkurat gezogene Spuren auf, die sich durchs Tal schlängeln. Diese Spuren verbinden 12 malerische Dörfer, von Oberwald bis Niederwald. 90 Kilometer Loipen stehen den Langlaufsportlern zur Verfügung, in allen Schwierigkeitsstufen. Das Langlaufparadies wird denn auch rege genutzt, und trotzdem geht es ohne grosses Gedränge. Die «Klassiker» gleiten in den gespurten Loipen, während die Skater mit ihren dynamischen Schlittschuhschritten talabwärts sprinten. Im Winter lebt das Tal vom Langlauf, und dass diese Sportart sich hier in den vergangenen 25 Jahren so rasant entwickelt hat, ist nicht zuletzt das Verdienst eines Einheimischen, des ehemaligen Spitzenathleten Koni Hallenbarter.

In den 80er-Jahren war er einer der erfolgreichsten Schweizer Langläufer. Als erster Nichtskandinavier lief er den Wasalauf unter vier Stunden, an den Olympischen Spielen in Sarajevo belegte er mit der 4x10-km-Staffel den fünften Platz und über 50 Kilometer klassierte er sich in den Top Ten, zweimal gewann er die Worldloppet-Gesamtwertung. Als Koni Hallenbarter seine Sportkarriere beendete, stand ihm die Welt offen. Doch er kam zurück ins Goms, ins Tal, in dem er mit sechs Geschwistern aufgewachsen ist. «Das Goms ist meine Heimat. Hier sind meine Wurzeln», meint der heute 62-Jährige. Sein Einsatz für den Lang- laufsport im Hochtal hat sich bezahlt gemacht. Der nordische Treffpunkt mit Sportgeschäft, «Vasa Bar» und Langlaufschule mit grossem Kursangebot ist beliebt und über die Landesgrenzen hinaus bekannt. «Hier im Goms haben wir die besten Voraussetzungen für den Langlaufsport», ist er überzeugt. Während früher dem Langlauf das Vorurteil anhaftete, der Sport sei eher etwas für ältere Jahrgänge, kamen in den letzten Jahren vermehrt jüngere Freizeitsportler ins Tal. Das technisch anspruchsvollere Skating wird denn auch mehr gebucht als die klassische Technik. 

Aber der Langlaufsport ist nicht das einzige Wintervergnügen im Goms. Seit letzter Saison kann das Tal auf den offiziellen Winterwanderwegen mit Fatbikes erkundet werden. Die Bikes werden in Kanada speziell für den Winter gebaut. Sie haben übergross dimensionierte Reifen. «Wir hatten schon Sportler, die mit den Fatbikes auf den Grimsel fuhren», erzählt Koni Hallenbarter. Wer die langsamere Variante vorzieht, ist beim Schneeschuhlaufen genau richtig. Auf zahlreichen markierten Schneeschuhtrails mit einer Gesamtlänge von 36 Kilometern lässt sich die Gommer Bergwelt in aller Stille geniessen. Vielleicht hat man dabei das Glück, eine der bedrohten Tierarten zu beobachten, etwa einen Steinadler, Bartgeier, Steinbock oder ein Birkwild. Von jedem Dorf im Goms aus können die Schneeschuhtouren gestartet werden. Der schwierigste und auch längste Trail führt von Münster zur Galmihornhütte auf 2113 Meter Höhe. Belohnt wird der Schneeschuhläufer und Skitourenfahrer auch mit der Aussicht von einem der schönsten Punkte im Obergoms, dem Hungerberg. Das ganze Tal liegt einem da zu Füssen!

Fatbike im Goms

Wer im Tal bleiben will, dem bieten sich 78 Kilometer ausgeschilderte Winterwanderwege. Und ist der Weg zurück zu anstrengend, steht jede Stunde von Oberwald bis Fiesch und jede halbe Stunde von Fiesch bis Brig ein Zug für die Rückfahrt zur Verfügung. Ein Angebot, das auch Langläufer sehr schätzen. Fast so schnell wie mit der Bahn gehts mit den Schlittenhunden vorwärts. Ab 7. Januar 2016 startet das Winterabenteuer wieder in Oberwald.Trotz dem vielfältigen Angebot an Winteraktivitäten, Langlauf bleibt die Lebensader im Goms. «Wir müssen unserem Tal Sorge tragen und dort stark bleiben, wo wir es können», sagt Koni Hallenbarter. Das Hochtal lebt vom Tourismus. «Die Landwirtschaft im Goms funktioniert gut. Es gibt wieder viele junge Familien, die ihren Hof bewirtschaften. Da haben wir den Turnaround geschafft», erklärt der ehemalige Spitzenathlet. Wo würde er Ferien machen, wenn er denn Zeit hätte? «Ich bin früher viel gereist, aber es zieht mich immer wieder zurück in mein Tal.» Das Meer ist weniger Koni Hallenbarters Ding. Ferien bedeuten für ihn Berge und Sport. Und wie sieht er die Zukunft fürs Goms: «Ich hoffe und glaube an die Jugend und setze auf mehr Unternehmergeist. Die Abwanderung ist bei uns ein grosses Problem. Und natürlich hoffe ich, dass der Winter so bleibt wie bisher. Mit viel Schnee.» Hundeschlittenfahrten

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