Fasnacht

Die für das Lötschental typischen, maskierten Fasnachtsgestalten, die sogenannten Tschäggättä, Fasnacht, Lötschental, Wallis, Schweiz

Im Wallis ist das Ende des Winters gleichbedeutend mit der Fasnacht.

Dieser jahrhundertealte Brauch ist immer noch stark im Kanton verankert und bietet den Wallisern durch seinen festlichen und ausgelassen Charakter eine willkommene Gelegenheit, sich zu treffen und zusammen zu feiern. Jedes Tal oder Dorf organisiert seine eigenen Festlichkeiten, zu denen sich Jung und Alt gerne in Verkleidung werfen. In bestimmten Gegenden können Sie noch traditionelle Kostüme wie jene der Tschäggättä oder der Peluches bewundern.

Fasnacht – was ist das?

Grundsätzlich ist die Fasnacht die Zeit zwischen dem Dreikönigstag am 6. Januar und dem Fasnachtsdienstag – französisch Mardi Gras –, der im Zeitraum zwischen dem 3. Februar und dem 9. März zu liegen kommt. Der Grossteil der Aktivitäten findet jedoch in den sechs Tagen vom Schmutzigen Donnerstag – französisch Jeudi Gras – bis zum Fasnachtsdienstag statt. Die Fasnacht ist also die Zeit vor dem Beginn der Fastenzeit, die dann bis Ostern dauert. Die Schlüssel der Stadt oder Gemeinde werden an einigen Orten für sechs Tage dem Fasnachtsprinzen oder -prinzessin übergeben, der oder die dann bis zum Fasnachtsdienstag regiert. Die Leute treffen sich zum Feiern in den von lokalen Vereinen – Fussballklub, Dorfmusik und andere – aufgestellten Festzelten und Bars oder in den Gaststätten und Bars des Dorfes oder der Stadt. Dabei ist es Brauch, sich mehr oder weniger getreu dem Motto zu verkleiden, das die örtliche Fasnachtsgesellschaft festlegt und jeden Abend ändert.

Tschaeggaetta, Loetschental, Fastnacht, Wallis, Schweiz

Geschichte

Es gibt keine schriftlichen Hinweise über die Ursprünge der Fasnacht im Wallis. Historiker weisen jedoch darauf hin, dass einige der Bräuche bis auf die Vorgeschichte zurückgehen, aus der die ersten Maskenfunde stammen. Im Wallis wurden bereits in der Bronzezeit im Winter Rituale zur Vertreibung der bösen Geister praktiziert. Damit sollten die Dörfer vor Lawinen geschützt und der Frühling eingeläutet werden. In dieser Zeit dürften zum Beispiel auch die Ursprünge der Evolèner «Peluches» und «Empaillés» zu suchen sein.

Carnaval d'Evolène
Die Tschäggättä sind Karnevalsfiguren im Lötschental. Wallis, Schweiz

Die Traditionen

Peluches & Empaillés

In Evolène beginnt die Fasnachtszeit bereits am Dreikönigstag, an dem Jugendliche mit Kuhglocken durchs Dorf laufen. Später sind die «Peluches» an der Reihe. Seltsame Wesen in Tierpelzen, Hand geschnitzten Holzlarven, Kuhglocken und festgebundenen Stofffetzen um die Beine. In der Fasnachtswoche gesellen sich die «Empaillés» dazu. Verkleidet mit Stroh

Fasnachtszeit in Evolène mit den «Peluches»

Tschäggättä

Sie sind ein echtes Wahrzeichen des Lötschentals. Die Tschäggättä streifen dort während der Fasnacht durch die Gassen, sorgen für Knieschlottern und jagen manch einem einen gehörigen Schrecken ein. Wilde, in Schaf- oder Ziegenfell gekleidete Gestalten mit furchterregenden, handgeschnitzten Holzmasken, umgestülpten Kleidern, Buckeln, Holzstöcken und grossen Kuhschellen, die sie mit einem Ledergurt um den Bauch gebunden haben. Wehe, wenn sie losgelassen.

Die für das Lötschental typischen, maskierten Fasnachtsgestalten, die sogenannten Tschäggättä, Fasnacht, Lötschental, Wallis, Schweiz

Göiggler

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts traten im Saastal erstmals sogenannte Göiggler in Erscheinung, um vor der Fastenzeit böse Geister zu vertreiben. In der Folge ziehen sie auch heute während der Fasnacht mit selbstgenähten Kostümen, Rossschwänzen aus Echthaar und Glocken durch die Strassen. Über das schwarze Untergewand stülpen sie um Taille, Hals, Handgelenke und Waden mehrschichtig aufeinandergenähte Röckchen, die am Saum mit Pelz eingefasst sind. Dazu tragen sie eine Maske und einen passend geschmückten Hut.

Göiggler, Fasnacht, Tradition, Saastal, Wallis, Schweiz

Gnooggär Füüdini

Das Fasnachtstreiben in Bratsch, Erschmatt und Niedergampel, auch «Gnooggär Bergen» genannt, geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Mit Fett, Russ oder Weissmehl im Gesicht verkleideten sich die Menschen mit umgestülptem Gewand und hatten Schaf- oder Kuhglocken umgebunden. Ab den Vierzigerjahren kamen Halbmasken, Pelze und umgekehrte Trilchröcke mit Fetzen dazu. 1970 nahmen erstmals sogenannte «Füüdini» an einem Fasnachtsumzug teil. Seither sind die «Gnooggär Füüdini» fester Bestandteil der fünften Jahreszeit.

Gnooggärfüüdini, Bratsch, Niedergampel, Erschmatt, Wallis

Guggenmusiken oder Guggen

Die Guggenmusiken sind Musikgruppen mit Blas- und Perkussionsinstrumenten. Die verkleideten Mitglieder stammen meist aus demselben Ort und reichen vom aktiven Musiker bis hin zum musikalischen Greenhorn. Diese Formationen treten hauptsächlich während der Fasnachtszeit auf und spielen bekannte Schlager, traditionelle Stücke oder moderne Hits. Sie sind oft auch zu auswärtigen Fasnachtsanlässen eingeladen. So ist es möglich, an einem Abend sowohl einheimische Guggenmusiken als auch Gastformationen aus anderen Gegenden zu hören.

Guggenmusik, Fastnacht, Wallis, Schweiz

Die Umzüge

Eine der Traditionen während der Fasnacht ist der Umzug, bei dem verschiedene Guggenmusiken, Wagen und manchmal spezielle Gestalten wie zum Beispiel die Tschäggättä oder die Empaillés auf einer Route durch die Stadt oder das Dorf ziehen. Die Wagen sind dekoriert und nehmen auf satirische Weise Themen und Ereignisse auf, die sich über das Jahr ereignet haben. Konfettikanonen schiessen ganze Salven kleiner farbiger Schnipsel auf die Zuschauer des Umzugs, die oft mit gleicher Munition antworten. Die Kinder beenden den Umzug mit einer Konfettischlacht in den Strassen.

Die Umzüge, Fastnacht, Wallis, Schweiz

Das Verbrennen der Winterfigur

Die Fasnacht steht seit jeher für das Ende des Winters und den Einzug des Frühlings. Als Sinnbild dieses Übergangs der Jahreszeiten ist es in einigen Dörfern Tradition, eine Figur aus Holz oder Karton zu bauen, die im französischen Dialekt auch «Poutratze» genannt wird und den Winter symbolisiert. Diese wird dann verurteilt und auf dem Scheiterhaufen «hingerichtet». Verbrennt die Figur schnell, soll es einen heissen Sommer geben. Brennt sie hingegen nur langsam oder lange, steht angeblich ein regnerischer Sommer bevor.

Poutratze, Fastnacht, Wallis, Schweiz

Besondere Walliser Fasnachten

Monthey

Eine der bekanntesten Fasnachten der Westschweiz hat die Besonderheit, dass sie bereits mit dem «Petit Carnaval», der Kleinen Fasnacht am Wochenende vor dem Schmutzigen Donnerstag, beginnt. Ein Highlight der Fasnacht in Monthey ist der «Pimponicaille» genannte Fasnachtsmontag, an dem ein grosses Fest stattfindet. Die Pimponicaille ist aber auch die Fasnachtshymne, die in Monthey regelmässig an den Fasnachtsabenden angestimmt wird.

Fastnacht Monthey, Wallis, Schweiz

Sion

Der Legende nach lebt der Hexenmeister von Sion das ganze Jahr über zurückgezogen in seinem Turm in der Nähe der Altstadt, weil er den Stadtbehörden ein zu grosser Festgänger ist. Am Schmutzigen Donnerstag wird er beim traditionellen «Réveil du sorcier» zur Feier der Fasnacht freigelassen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Pferdeumzug am Sonntag mit kostümierten Tieren und Reitern.

Fastnacht Sion, Wallis, Schweiz

Evolène

In Evolène sind die Traditionen der Fasnacht noch sehr lebendig. Hier können Sie die «Peluches» und «Empaillés» bestaunen, aber auch die «Maries», junge Männer, die als Frauen verkleidet in der traditionellen Evolèner Tracht und mit Sprüchen im Dialekt das Leben einer Frau namens Marie nachspielen, die einst im Dorf lebte.

Empaillés in Evolène, Walliser Fasnacht

Lötschental

Das Lötschental ist das Tal, um im Wallis speziell Fasnacht zu feiern. In dieser Zeit werden die Dörfer von den Tschäggättä heimgesucht, die durch das Tal ziehen und die Passanten beim grossen Fasnachtsumzug das Fürchten lernen.

Fastnacht Loetschental, Tschäggättä, Wallis, Schweiz