Anenhütte Lötschental

Hotelservice auf 2358 Metern 

Zuhinterst im Lötschental liegt das Bijou, auf 2358 Metern über Meer. Bis zur Fafleralp (1766 m) geht es mit Auto oder Postauto, dann über gut markierte Wanderwege (circa zwei Stunden) oder für die Mutigeren über einen gesicherten Felsaufstieg im letzten Abschnitt des Wegs (3,5 Stunden) hinauf zur Anenhütte. Schon der Anmarsch ist ein Genuss: Die rauschende Lonza entlang führt er durch die verschiedenen Vegetationszonen der Auenlandschaft im Unesco-Weltnaturerbe-Gebiet Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, an weidenden Schafen und am Gletschertor des Langgletschers vorbei.

Dann ist die Anhöhe erreicht, auf der die private Anenhütte thront – sie hat den Ruf der exklusivsten Berghütte der Alpen. Besitzer und Gastgeber Peter Tscherrig, 60, begrüsst die Ankommenden, seine Frau Prisca, 56, verwöhnt die Gäste auf der Terrasse mit einer hausgemachten Heusuppe und einer Walliser Hauswurst – aus Fleisch einheimischer Gemsen und Eringerkühe. Zum Dessert gibts Apfel-Tiramisu. Das Panorama ist grandios! Der Blick wander hinab ins Lötschental, zum Bietschhorn und entlang des Anen- und Langgletschers hinauf Richtung Lötschenlücke.

Im März 2007 war die alte Hütte von einer Staublawine weggefegt worden. 18 Monate später stand die neue, geplant von Peter Tscherrig, Bauingenieur und Bergführer von Beruf. Sein Konzept: moderne, sinnliche Ästhetik, klare Linien, edle Materialien. Zeitgemässe Architektur und Infrastruktur waren ein Muss für ihn. «Wir wollen denjenigen ein Bergerlebnis bieten, welche die Schönheit und wohltuende Wirkung der Natur erleben möchten, ohne auf die Annehmlichkeiten des heutigen Lebens zu verzichten.» Im Mai hat Tscherrig, wie jedes Jahr, seine Hütte und die umliegende Infrastruktur und Umgebung mit einem Dutzend Freiwilligen für die Sommersaison parat gemacht.

Unsere Hütte ist autark und funktioniert so umweltschonend wie möglich, um den hohen Ansprüchen der Gäste auch hier oben gerecht zu werden.
Peter Tscherrig

Ein hütteneigenes Wasserkraftwerk produziert den nötigen Strom für Warmwasser, Wasch- und Espressomaschine. Das Wasser wird nicht, wie in vielen anderen Berghütten, mit dem Heli hinaufgeflogen. Das Trinkwasser wird in einer Mineralquelle gefasst und mit Leitungen ein paar Hundert Meter herangeführt, das Nutzwasser stammt aus dem nahen Gletscherbach. Die Kritik am Bau war weitherum gross. «In der Planungsphase wars der blanke Horror», erinnert sich Tscherrig. «Auch ich glaubte manchmal nicht mehr daran. Doch nun haben wir eine der beliebtesten Hütten in den Alpen, im Tal ist man stolz.»

Hunderte von Gästen kommen jährlich in die Hütte, darunter viele Familien. Die meisten sind Wanderer, ganz wenige Bergsteiger. 50 Leuten bietet die Hütte Platz. An Übernachtungs-Möglichkeiten gibts unter anderem: Wellness-Suite, Familien-Suite (auch mit Dusche/WC), drei Schlafräume mit Hüttenbetten. Jeden Tag gibts frische Bettwäsche. In der exklusiven Suite hat sich schon ein Hochzeitspaar das Jawort gegeben – die Hüttenwartin begrüsste die Frischvermählten tags darauf mit frischen Rosen. Um das Wohl der Gäste kümmert sich das siebenköpfige Team. Es macht täglich die Betten, serviert an den langen Tischen das abendliche Viergangmenü Berghütte mit Hotelservice!

Vor dem Dessert führt Tscherrig die Gäste immer mal wieder rauf zur Steinbockmulde: Dort gibts beim Eindunkeln eine Kolonie dieser gehörnten Alpenbewohner zu beobachten. Auch am Tag steht das Erlebnis in der Natur im Vordergrund. Ein Familienklettersteig und Klettergärten verschiedener Schwierigkeitsgrade bringen die Gäste in Bewegung. Das nahe Anenseeli lockt zum Verweilen, und am Donnerstag ist Strahlertag: Dann gehen alle zusammen Kristalle suchen. Die Sommersaison dauert von 15. Juni bis 15. Oktober. «An den Wochenenden sind wir schon gut gebucht.» Ehrensache, dass Tscherrig abends mit den Gästen anstösst. Mit Génépi, dem selbstproduzierten Branntwein, mit Edelrauten veredelt. Die Pflänzli dazu pflückt er eigenhändig –einen Steinwurf oberhalb der Hütte.

Text: Thomas Kutschera Photos: David Bumann

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