
Gehört der Walliser Aperitif bald zum UNESCO-Welterbe?
Valais/Wallis Promotion reicht offiziell einen Antrag für die Eintragung des Aperitifs in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO ein. Damit wird diese Walliser Tradition für zukünftige Generationen geschützt und als grundlegender Bestandteil der Walliser Kultur gefördert.
Die Aufnahme in das Welterbe ermöglicht die Erhaltung und Wertsteigerung von «Meisterwerken». Die aufgeführten Objekte stellen ein einzigartiges Zeugnis menschlichen Schaffens oder eines lebendigen Brauchtums dar und sind von herausragender universeller Bedeutung. Im Wallis ist das Lawinenrisikomanagement eines davon. Für Valais/Wallis Promotion lag es nahe, den Aperitif in dieses Pantheon der Traditionen aufzunehmen.
Der Aperitif ist im Wallis seit Jahrhunderten etabliert. Er bringt ein Hauch von Freiheit mit sich und beschert uns Momente des Beisammenseins und des Lachens sowie intensiver Gespräche. Im Wallis ein heiliger Moment. Nur Einfallsreichtum und Geselligkeit, die tief in den Herzen der Walliser verwurzelt sind, konnten diese einzigartige Tradition hervorbringen.
«Während der Covid-19-Krise haben wir gemerkt, dass uns geselliges Beisammensein besonders fehlte», sagt Johanne Nissberg, Projektleiterin bei Valais/Wallis Promotion. «Natürlich sind Aperitifs in kleinen Gruppen zu Hause immer noch möglich. Die Walliser schätzen jedoch Zusammenkünfte an grossen Tischen in öffentlichen Lokalen. Sobald dies wieder möglich ist, bin ich sicher, dass die Walliser sich dieser alten Sitte wieder hingeben werden.»
Ein wenig Geschichte
Der Aperitif hat seinen Ursprung in einem uralten Walliser Brauchtum. Bereits im dritten Jahrhundert haben sich die Bewohner der Rhoneebene vor dem Mittagessen zu einem Glas Wein getroffen. Später wurde es durch die Industrialisierung für die Walliser zur Gewohnheit, sich auch nach der Arbeit zu treffen. Politische Ansichten, berufliche Anekdoten und vertrauliche Geschichten wurden ausgetauscht. Ein Brauch, den auch die angelsächsischen Länder unter dem Begriff «Afterwork» aufgegriffen haben. Im Wallis wird diese Tradition charakteristisch mit «Triiche wer eine?» eingeläutet.
Warum ist der Aperitif im Wallis so präsent?
Wenn der Aperitif ein so selbstverständlicher Teil der Walliser Lebensart geworden ist, dann deshalb, weil Gastfreundschaft und das gemeinsame Geniessen von gutem Essen tief in der Walliser Kultur verwurzelt sind. In einer Region, die so reich an schmackhaften Produkten ist, kann dies nicht fremd sein. Wie bitte soll man der Verführung eines Raclettes widerstehen, mit einem Glas kühlen Fendant in der Hand nicht jauchzen oder beim Genuss von Trockenfleisch melancholisch werden? Sind ein Walliser Teller, Williamsbirnen, Spargeln, Roggenbrot oder Schnaps nicht an sich schon Mittel gegen Trübsinn? Ganz zu schweigen von den Weinen der Marke Wallis, die erst recht eine Garantie für gute Zeiten mit Freunden sind.
Nach dem Einreichen des Antrags hofft Valais/Wallis Promotion, dass das Entscheidungsgremium der UNESCO ihn wohlwollend aufnehmen wird und dass die Bevölkerung dieses Projekt aktiv unterstützt. Sei es durch das Teilen dieser Aktion in den sozialen Netzwerken und in den Medien oder im Gespräch mit Freunden – zum Beispiel bei einem nächsten Aperitif.