Rebschule

Das Wallis ist mit 4825 kultivierten Hektaren der wichtigste Schweizer Weinbaukanton. Rund drei Prozent der Fläche werden jährlich ersetzt.

Eric Germanier ist einer von fünf Walliser Spezialisten, die in ihren Rebschulen Jungpflanzen heranziehen. Es ist eine harte Arbeit, Germaniers schwieligen Hände zeugen davon. Es erfordert ein immenses Fachwissen, grosse Exaktheit und Sauberkeit. «24 Einzelschritte sind nötig, bis die Jungpflanzen in den Verkauf kommen», erklärt Germanier. Die Arbeit beginnt im Spätherbst: Dann nämlich kommen Spezialisten des Bundes und kontrollieren sowohl das geplante Anbaufeld als auch die bestehenden Reben, deren Triebe für die Jungpflanzen verwendet werden. Die Kontrolle dient der Sortenechtheit und -reinheit, aber auch dem Ausschluss von Viruserkrankungen.

24 Einzelschritte sind nötig, bis die Jungpflanzen in den Verkauf kommen
Eric Germanier

Beim Rückschnitt der Reben im Januar/Februar werden dann die Triebe, im Fachjargon Edelreiser genannt, entnommen. Germanier und seine zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schneiden diese auf ein Auge pro Zweig zurecht und sammeln sie nach Sorten. «Fällt ein Teil auf den Boden, lassen wir es liegen. Die Gefahr, dass wir Sorten verwechseln und etwas in eine falsche Kiste kommt, ist zu gross», erklärt Germanier. «Bei uns ist alles etikettiert. Wirklich alles! Wir sind die Spezialisten der Etiketten, alle haben immer welche in den Taschen.»

Um eine gesunde Pflanze zu erhalten, wird die beste Wurzelsorte mit der besten Fruchtsorte verbunden. Die Wurzelsorte dient also als Unterlage für die Edelreiser, die mit einer Maschine aufgepfropft werden. Bei Germanier sind die Unterlagsstängel eine robuste amerikanische Sorte, die er aus Frankreich bezieht. Das Pfropfen erfolgt mittels zweier Einschnitte, um die beiden Teile ineinanderzustecken. Sofort wird die Veredelungsstelle in Paraffin getaucht. Denn: «Die grösste Gefahr ist die Austrocknung.» Die Stecklinge lagern dann in Kisten mit gewässertem Sägemehl in einem auf dreissig Grad aufgeheizten Raum. Damit wird das Zusammenwachsen forciert.

Ab ungefähr Mitte Mai kommen sie dann aufs Feld, wo sie den Sommer über gut zusammenwachsen können. Die Bewässerung erfolgt mit einem unterirdischen System, der Boden ist mit Plastik abgedeckt. Im November ziehen Germanier und seine Leute die Jungpflanzen sorgfältig aus dem Boden. Noch einmal wird jede Einzelne in die Hand genommen und mit Druck des Daumens überprüft, ob die Veredelungsstelle auch gut verwachsen ist. Zudem brauchen die Wurzeln einen Rückschnitt. «Meist gibt es zwanzig bis dreissig Prozent Ausschuss», so der Spezialist. In den Verkauf kommen rund 300 000 Stück. Und wie viel kostet eine Jungpflanze? «3.40 Franken», so Germanier.

Die am meisten verkauften Sorten sind Pinot Noir und Chasselas, gefolgt von Sylvaner und Heida. Pinot Noir und Chasselas sind auch die am häufigsten angebauten Sorten, wachsend ist aber seit Jahren der Anteil der einheimischen Varietäten Petite Arvine, Cornalin, Heida und Humagne Rouge. Die Walliser Rebschulen tragen zusammen mit dem kantonalen Amt für Weinbau und Agroscope Changins und Wädenswil ihrem Erbe Sorge und haben bei Eric Germanier die Sélection Valais angebaut, Hunderte von Reben der einheimischen Sorten, die den Fortbestand des eigenen Erbes sichern sollen und gemeinsam gehegt und gepflegt werden.

Text: Monique Ryser Fotos: Sedrik Nemeth

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