E-MTB Val d’Anniviers

Die «Haute Route» ist für viele Bergenthusiasten ein magischer Begriff. Die weltberühmte Ski- und Gletschertour führt vom französischen Chamonix mitten durch die Walliser Alpen bis nach Zermatt. Maxence Carron ist leidenschaftlicher Mountainbiker. Zusammen mit einem Freund hat er ähnliche Routen für das E-Mountainbike entwickelt – nicht über Gletscher, dafür auf Singletrails.

Walliser Alpen

45 schneebedeckte Viertausender, die am Ende steil hochragender Talflanken thronen: die Walliser Alpen beeindrucken. Ihre Durchquerung ist ein Naturerlebnis der Superlative. Mitten in der Alpengruppe liegt das Seitental Val d’Anniviers. Es erstreckt sich von Sierre im Rhonetal 20 Kilometer nach Süden.

Landschaftlich ist die Route von La Sage im Val d‘Hérens bis zum Hotel Weisshorn im Val d‘Anniviers die Königsetappe der mehrtägigen E-Mountainbike Haute Route. Solche Höhepunkte muss man sich bekanntlich jedoch zuerst verdienen. Auch der Elektromotor schenkt einem keine Höhenmeter – aber er erleichtert Aufstiege ungemein. Knapp drei Stunden dauert die Fahrt vom beschaulichen Bergdorf La Sage (1668 m ü.M.) hoch zum Col de Torrent (2916 m ü.M.). Bis auf wenige Höhenmeter unterhalb des Passes ist der gesamte Wanderweg fahrbar. Kaum oben, lüftet sich der Wolkenvorhang. Nicht das Hochkurbeln raubt einem den Atem, sondern der Anblick dieser majestätischen Schneegipfel.

Das Youtubevideo von E-MTB Val d’Anniviers, Wallis, Schweiz

Maxence Carron

Der passionierte Mountainbiker hat viele Länder im Sattel entdeckt. Auf einer Veloreise durch die Mongolei lernte der gebürtige Walliser aus Fully den ebenfalls zweiradbegeisterten Adrià Mercadé kennen. Fasziniert von dieser Art des Reisens und überzeugt vom Potenzial des E-Mountainbikes, gründeten sie 2019 e-Alps: ein Anbieter von mehrtägigen E-Mountainbike-Touren durch die Walliser Alpen.

Die e-Haute Route – ein Abenteuer für jede und jeden

Mitte des 19. Jahrhunderts durch den britischen Alpine Club begründet, gilt die «Haute Route» von Chamonix nach Zermatt heute als die wohl bekannteste hochalpine Durchquerung der Alpen. Maxence Idee: Was auf Tourenskiern und per pedes begeistert, lässt sich auch auf das E-Mountainbike übertragen. Nebst der 7-tägigen Originalvariante entwickelte der pfiffige Mountainbiker auch eine kürzere e-Haute Route ab Verbier. Grossen Anklang findet die technisch einfachere 4-tägige Family & Friends Haute Route. «Das E-Mountainbike ermöglicht es, gemeinsam ein aussergewöhnliches Abenteuer zu erleben und grosse Emotionen zu teilen», erzählt Maxence mit Freude. «Wir hatten ein 70-jähriges Paar mit dabei, Eltern mit Teenagern, eine 30-jährige Tochter mit ihrer Mutter – alle haben das gemeinsame Erlebnis ausserordentlich geschätzt.»

Nur treten muss man selber – und auch das mit Unterstützung

Abgesehen von ein bisschen mehr Sonne, könnte es perfekter nicht sein: Ein mit reichlich Walliser Spezialitäten gedeckter Picknicktisch am Ufer des Gletschersees, liebevoll dekoriert mit frisch gepflückten Weidenröschen, dahinter der eindrucksvolle Gletscherabbruch des Moiry-Gletschers. Solch ein Service lässt hungrige Biker-Herzen höher schlagen. Ankommen, geniessen, Szenerie und Stimmung aufsaugen – so sehen Ferien aus. Nach Kaffee und hausgemachtem Kuchen folgt noch der Akkuwechsel. Mit gefülltem Magen und voller Batterie kann die Entdeckungsreise weitergehen.

Grimentz – ein Bergdorf wie aus dem Bilderbuch

Das Val d‘Anniviers ist nicht nur für die mächtigen Schneeriesen am Talende bekannt. Es bezaubert insbesondere auch mit seinen schmucken Bergdörfern. Eines davon ist Grimentz. Die autofreie Hauptgasse ist gesäumt von sonnenverbrannten Holzhäusern und alten Getreidespeichern. Im Sommer wird das schwarze Holz feurig rot kontrastiert von der Geranienpracht, für die Grimentz bis weit über die Landesgrenze bekannt ist. Sie ist fester Bestandteil des Dorfbildes und seit über 90 Jahren Tradition.

Trail-Dorado mit Suchtpotenzial

Eingefleischte Mountainbiker wissen: Die Walliser Trails gehören zu den besten des gesamten Alpenraums. Aufgrund des grossen Höhenunterschieds durchquert man mehrere Vegetationsstufen. Auch der Charakter der Wege ändert ständig: von felsig-sandig im alpinen Terrain über wurzelig-verspielt bis zu endlosen flowigen Trails durch die Lärchenwälder. Bei so viel Abfahrtsrausch kann es schon passieren, dass man vergisst, zwischendurch an- und innezuhalten.

Unterkünfte mit Charakter

Das Ziel des Tages rückt näher. Wie ein Adlerhorst thront das 130-jährige Hotel Weisshorn hoch über dem Tal. Einzig erreichbar zu Fuss oder mit dem Bike. «Wir haben bewusst sehr spezielle, typische Unterkünfte ausgesucht», betont Maxence. Man nächtigt in einem historischen Boutique-Hotel, einem umgebauten Stall auf der Alp und einer urigen Blockhütte mit Outdoor-Hotpot und Lagerfeuer. Die Vielfalt wiederspiegelt ein Stück Walliser Kulturerbe – und jede Unterkunft ist ein Erlebnis für sich. 

Quelle: myswitzerland.com
Publiziert: Mai 2021

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