Die Kraft der Alpenkräuter

Edelweiss im Wallis

Edelweiss hilft gegen Bronchitis und Halsschmerzen, Zitronenthymian, Aronia und Holunder haben antivirale Eigenschaften, Zink stärkt die Immunabwehr, und Akaziensaft lindert bei Reizungen der Schleimhaut.

Dies sind die Zutaten der Pastilles des Alpes, die soeben vom Walliser Pharma-Start-up Pharmalp auf den Markt gebracht worden sind. «Die Kräuter und Pflanzen kommen fast alle aus dem Wallis, das Edelweiss beispielsweise wächst auf einer Wiese im Val d’Entremont», erklärt Firmenchef und Gründer Philippe Meuwly. Er ist Doktor der Biologie und verfügt über Forschungserfahrung in der Pflanzenbiologie und über Erfahrung in der pharmazeutischen Industrie. «Die Firma, die ich zuvor geleitet habe, wurde verkauft, und ich sagte mir, das ist der Moment, endlich etwas Eigenes zu beginnen.» Er sei da bereits über 50 gewesen, aber er habe sich gesagt, «wann, wenn nicht jetzt?»und sei ins kalte Wasser gesprungen.

Meuwlys Vision: natürliche und innovative Gesundheitslösungen für Menschen, denen Gesundheit und Vorsorge am Herzen liegen. Er siedelte sich dort an, wo sich Forschung, Entwicklung und Start-up-Hilfe vereinen: im Phytoark Sion-Conthey – dem Innovationspark für Pflanzen- und Kräuterwissen. Der Innovationspark ist am Standort der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope domiziliert und beheimatet mehrere Firmen der Pharma- und Kosmetikbranche. Viele von ihnen profitieren von der von Mediplant zur Verfügung gestellten Plattform, um ihre Innovationen in geringen Produktionsmengen zu testen. Philippe Meuwly hat zudem mit Christian Abbet einen Spezialisten für altes Kräuterwissen engagiert. Der Pharmazeutische Biologe hat seine Doktorarbeit über vergessene Medizinalpflanzen verfasst. «Dafür besuchte ich im Wallis viele alte Menschen, die mir erzählten, welche Kräuter sie gegen welche Leiden eingesetzt und welche Pflanzen sie gegessen hätten», erzählt Abbet. In der chinesischen und der indischen Medizin habe man es geschafft, uraltes Wissen zu bewahren und auch heute noch anzuwenden. « Wir in Europa müssen aufpassen, dass unser Wissen nicht verloren geht. Denn dieses Erbe ist ein richtiger Schatz.»

Edelweiss im Wallis

In den vergangenen Jahrhunderten, in denen sich der Zugang zur Medizin schwierig gestaltete, die Transportmittel unsicher waren und es immer wieder Zeiten gab, in denen ein Mangel an Nahrungsmitteln herrschte, behandelten und ernährten sich die Bergbewohner mit einheimischen Pflanzen. «Für die Zubereitung von Suppen wurden die Pflanzen verwendet, die in den stickstoffreichen Böden rund um die Maiensässe wuchsen, wie zum Beispiel Brennnesseln und wilder Spinat», weiss Abbet. Im Lauf der Jahreszeiten standen Kuren mit Löwenzahn, Brennnesseln oder Enzianwurzeln auf dem Programm, um den Organismus zu reinigen oder zu stärken. Einige der Pflanzen wurden von Kindern und Frauen ganz gezielt gesammelt, um Beschwerden aller Art vorzubeugen oder zu behandeln. «Diese Traditionen sind nach und nach in Vergessenheit geraten, so dass es zu einer Marginalisierung des überlieferten Wissens kam», bedauert Abbet. Glücklicherweise sei es in den vergangenen Jahren dank der Bergbauern im Wallis zum Anbau von Alpenpflanzen gekommen. Inzwischen boomt der Markt mit den Kräutern, und 70 Prozent der Schweizer Produktion an aromatischen Kräutern und Heilpflanzen stammen aus dem Wallis. Durch den Anbau könne auch sichergestellt werden, dass die Wirkstoffe in den Pflanzen weniger Schwankungen unterliegen würden und damit besser verwertbar seien.

Edelweiss

Firmenchef Meuwly ist überzeugt: «Die Schweiz kann aus ihrer jahrhundertelangen Tradition schöpfen, um wissenschaftlich validierte und qualitativ hochwertige Produkte bereitzustellen.» Neben den symbolträchtigen Alpenkräutern Edelweiss und Enzian gebe es auch noch zahlreiche andere alpine Arten, die zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Menschen beitragen könnten. Um die Entwicklung der 2011 gegründeten Firma zu ermöglichen, hat Gründer Meuwly die Lizenz für probiotische Produkte gegen Allergien und Verdauungsbeschwerden gekauft, mit denen sichere Einnahmen generiert werden können. «Ich sehe in der Probiotik ein grosses Potenzial», sagt Meuwly. Das erste Produkt, das Pharmalp auf den Markt brachte, war ein Intimpflegegel, das mithelfen soll, Pilzinfektionen zu verhindern. Zudem gibt es ein beruhigendes Gel aus Bio-Alpenpflanzen gegen Juckreiz, Hautirritationen und Sonnenbrand. Mit den Pastilles des Alpes sind nun auf den Winter Bonbons erhältlich, die mithelfen, die Abwehr zu stärken.

PharmAlp, Betriebsbesichtigung, Industrie und Handwerk, Wallis

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